Bloß nichts Buntes! (2005)

KUNSTZEITUNG, Nr. 101/Januar 2005 Schwarze Fahnen über der Ruhr – Alarmzeichen für Politiker aller Couleur, als Kohle und Stahl noch Stoff und Träger des wirtschaftlichen Wohlergehens waren. Schwarze Fahnen signalisierten Anarchie. Meine früheste Erinnerung an die Farbe. Andererseits steht Schwarz für konservativ im politischen Spektrum, mit klerikalem Bodensatz freilich. Denn einst trugen die Kirchenherren Schwarz, […]

Glaubst Du noch oder siehst du schon? Die Essener Ausstellung „Wirklich wahr“ fragt nach dem Realitätsgehalt von Bildern und stiftet produktive Verwirrung (2004)

Die Welt, 12. August 2004 Ein potentieller Käufer, von Picasso im Atelier herum geführt, kritisierte dessen gebrochene Darstellung von Menschen und präsentierte, um einen Beweis gebeten, wie diese seiner Meinung nach korrekt ausfallen müsse, das fotografische Porträt seiner Angetrauten. Nach intensiver Musterung des Bildes habe der Maler geantwortet: „Aha, das ist ihre Frau. So klein […]

Die Avantgarde war eine Episode. Zwei Ausstellungen erklären die Fotografie zum trojanischen Pferd für die Tradition (2004)

Die Welt, 16. Juni 2004 Was Skylla und Charybdis für den listenreichen Odysseus, waren Mode und Museum für die allmählich verdämmernden Kunst der Moderne. Drohten dem Sieger über Troja Meerungeheuer und Höllenstrudel zugleich, sah sich die modernistische Kunst gezwungen, zwischen der Doktrin beständiger Erneuerung und dem konträren Verlangen nach ewiger Dauer zu manövrieren. Das spannungsvolle […]

Von Hieronymus Bosch zu George Bush: Bilder haben eine irrationale Macht. Sie sind stärker als die Rationalität der Sprache (2004)

Die Welt, 13. Mai 2004 Er kam vom Himmel im modernen Heldendress und verkündete zur besten Fernsehzeit auf einer schwimmenden Festung das Ende der Kämpfe. Seine bildbewussten Helfer inszenierten den amerikanischen Präsidenten als Wiedergänger des Heilands christlicher Mythologie. Ob sie die Kameras der ausgewählten Sender vordergründig nach dem Muster eines Hollywood-Spektakels, Tony Scotts „Top Gun“, […]

Herold eines postmodernen Biedermeier. Die Fotografie ist auf dem besten Wege, in gefälliger Harmlosigkeit zu versinken (2002)

Die Welt, 24. April 2002 War die Avantgarde nur eine kapriziöse Laune der Kunst? Mit der Absicht, das Publikum zu verlachen? Sind ihre Verächter zu Unrecht als Reaktionäre gebrandmarkt worden? Hat sich ein mafiotisch operierender Kunstbetrieb verschworen, mehr als ein Jahrhundert lang die wahren Kunstwerke zugunsten leichtgewichtiger Kunstmätzchen zu unterdrücken? Wer sich so unbefangen wie […]

Bernd und Hilla Becher (2002)

Bernd und Hilla Becher. Festschrift. Erasmuspreis 2002, hrsg. von Susanne Lange, Schirmer/Mosel, München 2002 Wenn sich angesichts eines Bildes plötzlich die Zwänge lösen, die alle möglichen Erwartungshorizonte ihm vorschreiben, die inneren und die äußeren, und sich gleichsam ein doppelter Boden auftut, blitzt untrüglich künstlerischer Geist auf. Für Skulpturen, Zeichnungen und Bildensembles gilt das Gleiche. Dank […]

Kunst und Kommerz. Ein Verhältnis und seine Konsequenzen (2002)

Haushaltsbericht 2000/2001 der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken, Januar 2002 Als „durch und durch kommerziell“ beschrieb der Kritiker Eduard Beaucamp den Kunstbetrieb zu Beginn des 21. Jahrhunderts und löste nicht einmal leisen Widerspruch aus, geschweige denn Protest. Entspricht seine Beobachtung den Tatsachen, würden im Kunstbetrieb vornehmlich Gegenstände zirkulieren, deren Warenwert Vorrang vor allen möglichen […]

Die Kunst verändert ihr Gesicht. Das Documenta-Archiv in Kassel erinnert mit einer Ausstellung an die legendäre Documenta 5 von 1972 (2001)

Die Welt, 5. Dezember 2001 Der Katalog ist so unhandlich wie ein Sack Ziegelsteine. Er gemahnt bewusst an einen überbordenden Aktenordner. Auf seiner orangefarbenen Plastikhülle hat der kalifornische Multimediakünstler Ed Ruscha kunstsinnig eine Handvoll Ameisen in Form einer „5“ verstreut. Das monströse Prachtstück begleitete die fünfte Documenta und ist ihr einziges noch existierendes Zeugnis. Tun […]

Für das Schöne in uns. Jürgen Klauke verführt mit Fotos von atemberaubender Präzision (2001)

Die Welt, 3. April 2001 Immer wieder die gleiche Person, doch nie dieselbe, hundertfach, mal jünger, mal älter, hier ekstatisch bewegt, dort erstarrt, früher in phantastischem Kostüm, später im förmlichen Zweireiher, ein moderner Proteus, und nur im fotografischen Bild gegenwärtig. Jürgen Klauke ist ihr Erfinder, Regisseur und Darsteller, und dennoch hat die Figur Jürgen K. […]

Ein Flug durch die Geschichte der Fotografie (2001)

Aspekte von der Kunstfotografie der Jahrhundertwende zur subjektiven Fotografie der fünfziger Jahre. Beispiele zu 50 Jahren Fotogeschichte aus der Sammlung Walter G. Müller, Brühler Kunstverein, Mönchengladbach 2001 Im Spannungsverhältnis von Kunst und Kommerz hat die Fotografie ihre eigene Ästhetik ausgebildet. Gegen die überhand nehmende Kommerzialisierung der professionellen Fotografie machte schon die piktorialistische Bewegung der Amateure […]